Ein typisches Bild zum Semesterstart. In diesen Tagen ist alles anders. Leere Bibliotheken, Mensen, Hörsäle.
Studium gibt es jetzt nur noch Zuhause: Online-Vorlesungen, geteilte Bildschirme, Videosprechstunden. Studieren im Remote-Modus, eine große Herausforderung für Lehrende und Lernende. Der Vorlesungsstart in digitaler Form fordert viel Flexibilität. Wie eine BWL-Vorlesung digital vonstattengeht lässt sich erahnen, doch digital das Dirigieren üben? Die verschiedenen Disziplinen stehen vor ganz unterschiedlichen Herausforderungen. Stipendiatinnen und Stipendiaten der fünf Hochschulen gewähren einen Einblick in ihren neuen „Studienalltag“ und zeigen auf, was die Umstellung von analog zu digital für sie bedeutet.
Für Adrian Büttemeier ist es eine ganz besondere Situation. Der Stipendiat der Hochschule für Musik Detmold befindet sich aktuell im Auslandssemester:
„An der HfM Detmold studiere ich Dirigieren in der Studienrichtung Chorleitung im achten Bachelor-Semester. Für mich fiel der Ausbruch der Corona-Pandemie also ausgerechnet in das letzte Semester der Regelstudienzeit und damit die Phase der unmittelbaren Abschlussprüfungsvorbereitung. Diese hätte ich eigentlich als Austauschstudent an der Königlichen Musikhochschule in Stockholm verbracht. Nach anfänglichen Zweifeln bin ich mittlerweile schlicht begeistert von den vielen Online-Möglichkeiten, welche meine Gasthochschule und ihre Lehrenden aus der Krise heraus entwickeln. Für die meisten Seminare und selbst für künstlerischen Einzelunterricht wurden Lösungen über Videotelefonie gefunden. Wo dies wegen der Zeitversetzung keinen Sinn ergab (z.B. in Ensembleproben) begann die Suche nach alternativen Lösungen. So wurde kurzfristig u.a. eine neue Vortragsreihe in Kooperation mit anderen Dirigierklassen auf der Welt entwickelt, in welcher einmal wöchentlich Gastdozenten eingeladen sind, die außerhalb der Corona-Zeiten für solche Vorträge nicht zu gewinnen wären.
Auch wenn ich aufgrund der behördlichen Einschränkungen nur mehr oder minder adäquat mit meinen eigenen Chören arbeiten kann und selbst von zahlreichen Konzertabsagen betroffen bin, begeistert mich das große kreative Potential, das sich im Kulturbetrieb aus der Krise heraus plötzlich auftut: Die vielen Ideen von Streaming-Angeboten über Social-Media-Kanäle bis zu Hauskonzerten am offenen Fenster scheinen unendlich. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich durch diese Angebote nun sogar neue Zielgruppen für den Kulturbetrieb erschließen lassen, die ansonsten vielleicht nicht zu erreichen gewesen wären.
Der große Anklang in der Öffentlichkeit zeigt, wie groß der Bedarf nach kulturellen Angeboten gerade in dieser Krisenzeit ist. Ich hoffe sehr und will mich gerne daran beteiligen, dass alle kleinen und großen Akteure der Kultur- und Musikbranche diesen Weg gerade jetzt unermüdlich weitergehen und bin gespannt darauf, welche Chancen sich aus dieser Krise noch ergeben.“
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