Zwischen Kimchi, Klassenzimmer und Kulturschock – Warum ein Auslandspraktikum Gold wert ist
Als Lehramtsstudentin hat mich mein obligatorisches Praxissemester von September 2024 bis Februar 2025 nach Seoul, der Hauptstadt Südkoreas, geführt. Ja, nach Südkorea. Die hard cold reality, dass ich nun sieben Stunden Zeitverschiebung von zu Hause entfernt war, hat mich erst eingeholt, als es schon zu spät war. Zum Glück konnte ich mein Heimweh aufgrund der vielen neuen Eindrücke gut verdrängen! Seoul ist eine Millionenstadt, die an jeder Ecke scheinbare Gegensätze vereint: Hochhäuser und Tempel, Streetfood und Designerläden, Tradition und Technologie. Unterrichtet habe ich an der Dwight School Seoul, einer internationalen IB-Schule mit Schüler*innen aus aller Welt. Schon das Ankommen war aufregend: eine neue Stadt, eine andere Sprache und vor allem ein fremdes Schulsystem. Anfangs habe ich mich überwältigt gefühlt, aber retrospektiv lag genau darin das Abenteuer und Wachstumspotenzial. Ganz im Sinne meines Praktikums durfte ich hospitieren, selbst unterrichten, Feedbackgespräche führen und im Team mitarbeiten.
Ein Praktikum im Ausland bedeutet vor allem flexibel zu bleiben. Man muss seine eigenen Erwartungen loslassen und neu anfangen können, auch wenn man sich manchmal unsicher fühlt. Das war nicht immer einfach – aber enorm gewinnbringend. Ich musste lernen, mich in einem neuen Bildungssystem zurechtzufinden, andere Vorstellungen von Schule und Lernen zu akzeptieren und meine eigene Haltung dazu zu entwickeln. Manchmal heißt das auch, sich selbst zu korrigieren: etwa, wenn man merkt, dass Schüler*innen, die in Korea sozialisiert worden sind, ganz anders auf Autorität reagieren oder Leistung eine ganz andere Bedeutung hat als in Deutschland.
Daher lautet mein Tipp an alle, die sich überlegen, Zeit im Ausland zu verbringen, sei es in Form eines Auslandssemesters oder eines Praktikums: Es ist okay, nicht alles sofort zu verstehen. Fragt nach, beobachtet genau und bleibt offen für andere Denkweisen. Gerade in Momenten, die irritieren, wächst man am meisten. Ein Hoch auf die interkulturelle Kompetenz, die einen in solchen Momenten retten kann.
Neben meiner Arbeit an der Schule habe ich auch das Land intensiv erkundet. Ich war auf traditionellen Märkten, habe Kunstmuseen besucht, Tempel bestaunt und bin in die demilitarisierte Zone zwischen Nord- und Südkorea gereist. Korea hat es geschafft, trotz kolonialer Besatzung und Krieg seine Identität zu bewahren und dazu noch eine unheimliche Entwicklung hinzulegen. Das finde ich super bewundernswert. Auch im Alltag hat man überall gespürt, wie sehr Tradition und Moderne miteinander verflochten sind. Diese Erfahrungen haben meinen Blick auf Bildung, Gesellschaft, kulturelle Identität und Wandel nachhaltig verändert.
Mein Fazit? Ein Praktikum im Ausland ist manchmal anstrengend und manchmal auch sehr herausfordernd – aber genau das macht es so wertvoll. Ich bin an meine Grenzen gestoßen, habe neue Perspektiven gewonnen und bin an Aufgaben gewachsen, die ich mir vorher nicht zugetraut hätte. Auch kleine Dinge, wie Projekte mit Kolleg*innen aus aller Welt zu planen, hat mir nahegebracht, mutiger und pragmatischer zu werden.
Rückblickend kann ich sagen: Ich habe mich nicht nur fachlich weiterentwickelt, sondern auch persönlich! Und wenn ich eins gelernt habe, dann: Perfekt vorbereitet wird man nie sein. Man muss einfach den Mut haben, ins Unbekannte aufzubrechen. Finanziell gibt es übrigens viele Möglichkeiten, sich einen Auslandsaufenthalt zu ermöglichen – ich selbst durfte dank eines Vollstipendiums des DAAD ins Ausland gehen. Auch Programme wie Promos oder Auslands-Bafög können euch unterstützen.
Die beiden Programme sind auch kompatibel mit dem Deutschlandstipendium. Es lohnt sich definitiv, sich frühzeitig zu informieren!